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Präsentator Jürgen Stachlewitz:
Hallo, willkommen bei Sehen statt Hören! Auch im neuen Jahr wollen wir Ihnen wieder ein interessantes
Programm mit Porträts, Reportagen und Filmbeiträgen anbieten. Heute geht es z. B. um
Kino, um Theater und um Tanzen! Nach bisherigen Erfahrungen kommt im Durchschnitt so alle 10
Jahre ein großer Spielfilm in die Kinos, in dem Gehörlose eine Hauptrolle spielen. Zuletzt waren
das „Jenseits der Stille“ und „Gottes vergessene Kinder“. Die Regisseure dieser Filme sind immer
Hörende. Zum ersten Mal hat sich jetzt auch ein Gehörloser daran gewagt. Der Künstler Manfred
Mertz hat einen 105 Minuten langen Spielfilm produziert, dabei Regie geführt, das Drehbuch geschrieben
und auch selbst die Hauptrolle gespielt. 

I n t e r v i e w s

Regie,  Drehbuch, Schnitt, Kamera,  Schauspieler: 

"MM"  Manfred Mertz

 

Produktion, Kamera, Schauspielerin: 

Claudia Krämer

I n t e r v i e w   mit   MM

I n t e r v i e w   mit   CK

Wann und wie hat dein Interesse an der Schauspielerei begonnen?

Als ich ca. 14 Jahre alt war, fragte mich mein Lehrer, welchen Beruf ich später ergreifen wolle. Ich antwortete: „Ich will Schauspieler werden.“ Mein Lehrer sagte damals, das sei aufgrund meiner Gehörlosigkeit nicht sinnvoll. Er empfahl mir vielmehr, Kunstmaler zu werden, da ich schon damals so gut malte und meine Kunst-Note immer „sehr gut“ war. Zum Teil ist aus mir auch das geworden, was mein Lehrer mir damals vorschlug: Ich arbeite heute auch als Kunstmaler. Allerdings malte ich nicht nur gut als Kind, sondern ich baute mir ganz früh schon Bühnen aus kleinen Hölzern zusammen, auf denen ich dann stand und stolz meiner Familie mein Schauspielkönnen zeigte. Wenn ich nach einem Kinobesuch meiner Klasse von dem gesehenen Film erzählte, versetzte ich mich derart in die Rollen der Protagonisten, dass ich den Film schon fast nachspielte.

Später habe ich diesen Wunsch umgesetzt, indem ich einen Theaterverein in Karlsruhe gründete, in dem ich dann auch drei Jahre Regie führte, ehe ich mit Solovorstellungen von Gebärdensprachpoesie auf den Bühnen stand. Aber nicht nur als Schauspieler, auch als Moderator ist die Bühne mein Zuhause. Im Bereich der bewegten Bilder habe ich bislang nur kleine Filme für die Theatergruppe und Projekte meine Solo-Auftritte betreffend gemacht. Anfang 2002 traf ich Frank Löbbermann, der schon viel Erfahrung im Filmfirma hatte und arbeite seit dem mit ihm zusammen. Mit "Still-Leben - Film" entsteht nun unser erster 105 minütiger Spielfilm

Wie lange hat die Filmarbeit gedauert?
Das Filmprojekt hat im Jahr 2002 begonnen, mit der Planung, dem Schreiben des Drehbuchs usw. Die konkreten Dreharbeiten haben 2004 begonnen und waren Anfang 2008 abgeschlossen. So lange braucht man, bis ein Spielfilm von ca. 105 min Länge entsteht. 

Wie hast du geschafft, Schnitt und Ton selbst zu machen?

Ich habe Filmschnitt von Lars Opfermann und Volker Schüler gelernt, die waren bei mir und haben es mir beigebracht. Dafür bin ich beiden dankbar. Der Ton ist für mich natürlich schwer, aber wir haben kompetente Unterstützung durch einen Hörenden. Ebenso haben wir einen Komponisten beauftragt, die Filmmusik zu machen.

 

 

Warum machst du einen traurigen Film?

Es ist eine wahre Geschichte aus der Welt der Gehörlosen!

Wir zeigen in dieser Kunstform einen Teil der Gehörlosenwelt.

Viele Gehörlose sind von den Themen, die im Film vorkommen, betroffen. Ich habe Informationen gesammelt und erhielt von Gehörlosen selbst Antworten zu den Themen Arbeit, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Mobbing und Depressionen. Diese Antworten bzw. Themen habe ich versucht, in den Film mit einzuarbeiten.

Einige kleine Beispiele: 

Ich habe erfahren, dass einige gehörlose Menschen von einem Zug überfahren wurden, da sie ihn nicht kommen hörten.
Oder: Klatsch und Tratsch ist in der Welt der Gehörlosen ein bisschen vergleichbar wie Klatsch und Tratsch in einem Dorf, da es in Deutschland nicht so viele Gehörlose gibt. Verglichen mit der hörenden Majorität (Mehrheit) gelangen Informationen, und bei Klatsch ja oftmals falsche, in Windeseile von einem zum Nächsten quer durch Deutschland.
Ich möchte mit meinem Film einfach aufmerksam machen auf die alltägliche Lebensrealität gehörloser Menschen.
 

Hat dir die Arbeit als Filmmacher viel Spaß gemacht?
Ich als Regisseur und mein Team haben sehr viel Arbeit in diesen Film investiert. Es war wirklich harte Arbeit und verlangte hohe Konzentration.  

Wie hast du die Schauspieler gefunden?
Ich habe keine bekannten Schauspieler angefragt bzw. ausgesucht, denn die Nachwuchsförderung war und ist mir sehr wichtig.  

Ich danke von ganzem Herzen allen Crewmitgliedern, Cuttern, DolmetscherInnen und SchauspielerInnen.  

 

Wie hat dein Interesse an der Schauspielerei begonnen?

Durch MM, er wollte schon lange immer einen eigenen Film drehen. Lange war er nur in seiner Phantasie und jetzt hat er ihn endlich realisiert. Dabei unterstütze ich ihn natürlich gerne.

 

 

Hat dir die Arbeit als Film-Schauspiel viel Spaß gemacht?

Die Schauspielerei hat mir viel Spaß gemacht.

Gleichzeitig war ich aber auch noch das Produktionsbüro. D.h. ich habe den ganzen Papierkram für das Filmteam gemacht. So mussten Drehtermine und Drehorte organisiert werden, das Team angeschrieben werden, die Schauspieler bei Laune gehalten werden. Das hat unheimlich Spaß gemacht, aber beim nächsten Film möchte ich mich nur auf die Schauspielerei konzentrieren.

 

 

Wie hast Du so ein gutes Team aufbauen können?

Das ging nur, weil mir liebe Freunde geholfen haben, egal ob sie gehörlos oder hörend sind. Das geht nur im Team. Aber interessierte Helfer an unserem Film sind bei uns immer herzlich willkommen.

Für uns ist der Teamgeist und die Harmonie am Set das Wichtigste, dann haben wir alle Spaß, zusammen zu arbeiten.

 

 

Wie läuft deine Aufgabe als Produktionsleiterin?

Das mache ich gern, aber leider habe ich nicht so viel Unterstützung bekommen. Ich habe zum Glück viele Menschen, die bereit sind, uns ihre Räume zum Filmen zur Verfügung zu stellen, weitere Kontakte zu knüpfen und vieles mehr.

Übrigens habe ich einige liebe SchreiberInnen, die für mich die Filmbriefe unterstützten. Leider bemühte ich mich besonders wegen Terminen mit Schauspielern, es kam immer mal wieder zu Terminschwierigkeiten, die ich mit viel Mühe meistern oder viele neuen Termine wieder von vorne organisieren musste. Ich habe mir damals ein Filmprojekt angeschaut, dort war es super verlaufen, alle waren regelmäßig anwesend ohne „Aber“. Neue Schauspielern sind bei uns immer herzlich willkommen, die jederzeit im Einsatz sein können, dann würden wir sie sehr gern haben ;-). Sonst läuft es gut. Ich danke allen ganz herzlich, die bereit sind, unseren Film zu unterstützen.

 

 

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